Einsamzeit ?

oder:  Familie ist das was man draus macht


Tja, und jetzt? Wofür macht man eigentlich diesen ganzen Kram?

 

Das waren nach Wochen die ersten richtigen Gedanken die ich fasste. Vorher war alles ein Strudel und die Zeit verging ohne das man es mitbekam und plötzlich - stand alles still. Oder besser gesagt, ich stand still und die Welt bewegte sich einfach weiter. Und ich stand da und dachte: Was macht man denn so ohne Kinder? Vier Jahre vorher hätte ich das noch gewusst.

 

Wir liefen erstmal weg. Der beste Ehemann von Welt und ich packten die Koffer und verzogen uns vier Wochen - erst an die spanische Atlantikküste und dann nach Kopenhagen. Wir genossen Einsamzeit und Nichtdaseinmüssenzeit. Ich musste einfach mal nicht funktionieren, was für eine Erfahrung. Und so viel Bedauern, weil ich, wenn ich jetzt die Wahl hätte, lieber funktionieren würde mit meinem Kind, anstatt hier zu sein und nichts tun müssen.

 

Wir hatten eine wundervolle Zeit, haben viel Ruhe, Erholung und Schlaf getankt. Und auch neue Erinnerungen gesammelt. Und komischer Weise sind wir nicht nass geworden: Es hat immer wieder geregnet, aber nie an den Tagen an denen wir uns etwas vorgenommen und draußen unterwegs waren. Und ein Tag hat es so viel geregnet und wir hatten das Bedürfnis doch nochmal die Knochen an frischer Luft zu bewegen, also den Regenschirm eingepackt und los gings. Es hat zehn Minuten gedauert, dann hat es aufgehört mit regnen. Wie verrückt. Ich glaube, wir sind jetzt immer mit unserem kleinen, ganz persönlichen Schutzengel unterwegs.

Ich bin immer noch sehr verletzt von allem was mit den Ärzten passiert ist und auch auch traurig wegen meinem Sohn. Und gerade kann ich es auch nicht abschätzen, wie es weiter geht, was alles kommen mag, wie unsere Pläne irgendwann aussehen werden.

 

Aber ich weiß: Es wird weiter gehen. Und es wird neue Pläne geben. Irgendwann. Jetzt ist aber erstmal klar kommen und wieder ankommen angesagt.

 

Es ist ein bisschen so, als würde die Welt in Geschwindigkeitsstufe 3 ablaufen, aber ich kann mich maximal in Geschwindigkeitsstufe 1 bewegen... Aber manchmal komme ich mir wie in einem Moshpit vor: Es rempelt und schubst und tut weh. Aber wenn ich zu einer Seite umzufallen drohe, dann steht da auf jeden Fall jemand und hebt mich auf, bevor ich unten angekommen bin.

 

 

 

Mein ganz persönlicher Dank geht an:

 

Den besten Ehemann von Welt

Natürlich. Wer auch sonst. Wenn ich das Yin bin, bist du mein Yang. Ich liebe dich. Und ich sehe dich.

 

Meine Eltern, meine Schwestern und meine Schwiegereltern

Wir müssen uns nicht immer sehen um zu wissen, was wir uns bedeuten. Blut ist dicker als Wasser. Ich liebe Euch.

 

Meine Freunde, meine selbstgewählte Familie

Tini, David, Ulrike, die kleine Uschi, Julia, Conny, Adam, Johanna, Anne - ihr alle seid einzigartig, seltsam und wunderbar auf eure ganz eigene Weise. Ein paar von Euch begleiten mich schon länger als ich mich zurückerinnern kann. Und ich bin froh Euch in meinem Leben zu haben. Ihr macht den Unterschied! Ich liebe Euch.

 

Meine Komplizen in der Kanzlei

Wir alle sind fünf Zentimeter näher zusammengerückt und ihr habt es alle zugelassen, dass es auch Euch berührt. Und ihr ward immer für mich da, habt meine Arbeit mit getragen als ich es nicht konnte. Besonders drück ich meine Ki. (Ki first!) Ihr seid alle ne Wucht! ♥

 

 

 

Es gibt eine Menge Familie und Liebe um mich drum rum. Und das ist es alles immer wert.

Aber ich, für mich ganz alleine, weiß: Ich möchte nochmal Mama werden. Denn für mich ist es so, wofür macht man den ganzen Kram eigentlich, wenn nicht für die Kinder die man liebt? Ich möchte darauf keine andere Antwort finden.

In ewiger Liebe.